Praktisch jeder, der schon mal Energy Drinks jedweder Art getrunken hat, wird den Begriff kennen: Taurin. Dabei kursieren die abwegigsten Urban Myths zu der geheimnisumwobenen Zutat der beliebten Wachmacher. Das ändert jedoch nichts an der Beliebtheit. Begeisterte Pumper versetzen Proteinshakes damit, Synchronschwimmerinnen essen ihre Guacamole nur noch mit einem Spritzer Taurin.
Was ist Taurin?
Red Bull war der absolute Vorreiter unter den nach Gummibärchen schmeckenden Energy Drinks. Anfangs profitierte der österreichische Hersteller sogar von den Zulassungsschwierigkeiten in Deutschland, sodass ein enormer Hype um den Drink entstand. Gewiefte Fesitvalgänger luden sich in Österreich die Karre voll, um die Dosen in Deutschland mit enormen Gewinnen bei Open Air Konzerten zu verkaufen. Mittlerweile trinkt quasi Jeder Red Bull oder dessen Konkurrenz, und sei es nur auf langen Autofahrten. Vom Szenegetränk hat sich diese Getränkesorte mit Taurin zum absoluten Alltagsdrink gemausert.
Dennoch weiß praktisch Keiner, was da denn genau drin ist. Und was ist Taurin? Koffein kennt jeder und jeder weiß, dass es wach macht und die Konzentration fördern kann. Zu Taurin existieren die abwegigsten Geschichten. Angeblich ist besonders das Taurin für die tolle Wirkung der Energy Drinks verantwortlich. Ursprünglich wurde diese Geschichte wahrscheinlich von Personen lanciert, die mit dem Begriff lanciert überhaupt nichts anfangen können. Dafür konnten diese noch viel besser den Billig-Abklatsch des österreichischen Originals in Plastikflaschen kaufen und mit billigstem Fusel bis zur Besinnungslosigkeit konsumieren. Anders lässt sich dieser Unfug schwerlich erklären.
Weiterhin glaubt eine nicht zu unterschätzende Menge der „Genießer“, dass Taurin aus Stierhoden gewonnen wird. Dies tendiert wiederum stark Richtung animalistischer Glaube und urbaner Aberglaube. Die Potenz und Aggressivität des Stiers geht demnach durch Konsum einer süßen Flüssigkeit in Dosen auf den Menschen über? Wir bezweifeln das doch sehr vehement.
Taurin Herstellung
1827 wurde Taurin erstmals von zwei süddeutschen Wissenschaftlern entdeckt, indem ein Bestandteil von Stiergalle isoliert wurde. Das war es dann aber auch mit der Verbindung zum Stier und es wird definitiv nicht aus Stierhoden gewonnen. Ähnlich der Zitronensäure, die aufgrund der beschränkten Menge an Zitronen, längst synthetisch gewonnen wird, wird Taurin ebenfalls synthetisiert. Bei der Taurin Herstellung werden aus Aziridin und Sulfit jedes Jahr Tonnen zusammengerührt, um den Hunger nach Energy Drinks weltweit zu stillen.
Taurin Nebenwirkungen
In den Zellen hält Taurin Kalium und Magnesium, während es übermäßiges Natrium heraushält. Weil es der Bewegung von Kalium, Natrium und Kalzium in und aus der Zelle hilft, wurde Taurin als Nahrungsergänzungsmittel für Epileptiker sowie für Menschen mit unkontrollierbaren Gesichtszuckungen verwendet. Eine Studie von Mäusen, die erblich nicht in der Lage waren, Taurin durchs Blut zu transportieren, deutet darauf hin, dass es für die ordnungsgemäße Funktion der Skelettmuskulatur benötigt wird.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass es bei der Beseitigung von Fettablagerungen in der Leber von Ratten wirksam ist, die Lebererkrankungen verhindert. Bei diabetischen Ratten hat Taurin deutlich das Gewicht verringert und den Blutzucker gesenkt. Nach einer Studie an menschlichen Probanden hatte die tägliche Verabreichung von 1,5 g Taurin keine signifikanten Auswirkungen auf die Insulinsekretion oder Insulinsensitivität. Weitere stichhaltige Studien zur Wirkung von Taurin beim Menschen bleiben leider weiterhin aus.
Die wichtigste indirekte Wirkung bei der Frage „was ist Taurin“ bleibt die Beeinflussung des Blutzuckerspiegels. Zusammen mit dem Zucker und dem hohen Koffeinanteil in Energy Drinks löst diese eine Art „Push“ aus und der Konsument fühlt sich gestärkt. Dennoch ist ein Großteil der Wirkung wohl auf den Placeboeffekt zurückzuführen. Wer glaubt er würde Zaubermedikamente aus Stierhoden zu sich nehmen, die den Vodka-Energy nochmal stärker machen, der braucht keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung bei der Beantwortung der Frage „was ist Taurin“.