Es gibt eine bestimmte Spirituosen-Kategorie, der sich leider nur wenige in ihrer reinen Form gewidmet haben. In den Bars der USA bereits seit langer Zeit im Trend, ist sie in Europa bisher noch nicht wirklich angekommen. Die Rede ist von Mezcal, einem mexikanischen Geist, dessen Vielfalt und Geschmacksprofil ein wahres El Dorado für die Herren am Tresen ist.
Mexiko und der Mezcal
Um den Brand herzustellen, werden die ananas-ähnlichen Körper der Agave zunächst in einer Erdgrube gekocht. Dafür werden den Agaven-Herzen glühend heiße Steine beigelegt und anschließend mit Palmblättern und Erde bedeckt. Nach einigen Tagen Kochen werden sie entfernt und zu Brei zermahlen. Die Maische vergärt dann in großen Stahlbottichen. Dabei muss 51% der Masse aus Agaven bestehen. Bei Premium-Sorten sind es in der Regel 100%. Nach zweifacher Destillation wird das ganze auf Trinkstärke gebracht.
Rechtlich ist die Produktion von Mezcal seit 1994 international reguliert und kann daher nur in den mexikanischen Bundesstaaten Oaxaca, Durango, San Luis Potosí, Zacatecas und Guerrero produziert werden. Und wer in Mexiko an Tequila denkt, wird wahrscheinlich überrascht sein, dass Tequila tatsächlich auch ein Mezcal ist. In Bezug auf den Geschmack ist Mezcal jedoch viel breiter als Tequila und hat oft mehr raue und originellere Aromen, die sogar durch die Produktion in den Erdgruben wettbewerbsfähig zu rauchigen Scotch Whiskys sind.
Miel de Tierra Mezcal, fast ein Tequila
Der Miel de Tierra Mezcal kommt aus dem mexikanischen Bundesstaat Zacatecas und unterscheidet sich in seinem Charakter ganz deutlich von den oft bekannteren und meist rauchigen Mezcals aus Oaxaca.
Dass liegt daran, dass Miel de Tierra ausschließlich aus der blauen Agave gebrannt wird, also genau wie Tequila! Da dieser allerdings nicht in Jalisco, sondern in Zacatecas produziert wird, handelt es sich um einen Mezcal.
Verständlich, oder?
Miel de Tierra Mezcal im Test
Ich richte meine Aufmerksamtkeit auf den Miel de Tierra Mezcal Reposado (reposado = gealtert). Er repräsentiert eine der drei Miel de Tierra Qualitäten. Dieser Mezcal gewann die Silbermedaille im Jahr 2014 beim Internationalen Wein- und Spirituosenwettbewerb der Stadt New York. Beim International Wine and Spirit Wettbewerb in Kalifornien wurde sogar eine doppelte Goldmedaille für den besten handwerklichen Geist verliehen.
Um als „Reposado“ verkauft zu werden, muss ein Mezcal mindestens 60 Tage im Fass reifen. Dieser reift insgesamt 8-11 Monate in Ex-Bourbonfässern und übersteigt damit die Mindestanforderungen somit bei Weitem.
Optik: Das Fass hat dem Mezcal schon etwas Farbe abgegeben und dementsprechend erwarte ich den typischen Holzcharakter, sowohl am Gaumen als auch in der Nase. Ich möchte an dieser Stelle das Design der wirklich schönen Flasche betonen. Nicht nur das Wabenmuster auf der Rückseite der Flaschen ist eine schöne Anspielung auf den Namen des Destillats, auch die Glaswand sieht äußerst beeindruckend aus. Besonders die sehr schöne Korkplatte und das feine Tuch am Flaschenhals finde ich herausragend.
Aroma: Warm mit starker Vanille. Der Hersteller spricht von „balsamischen“ Noten, die ich als besonders mild und angenehm bezeichnen würde. Erdrige und pfeffrige Noten sind erkennbar und bezeichnen deutlich den Grundcharakter dieses Mezcal. Im Vergleich zu einem „Joven“ ist der Reposado interessanterweise etwas rauchig. Aber eher leicht rauchig, wie bei einem milden Scotch Island Whiskey.
Geschmack: Wow, was für ein Auftakt! Vanille, Zimt, Eichennoten, Honig und etwas Cayennepfeffer umgeben von einem milden, erdigen Mantel. Sehr komplex und facettenreich, aber nicht subtil, in der Tat reich und Temperament. Ein toller Geschmack, der – im Vergleich zu vielen Oaxaca Mezcals – etwas Neues bietet, das keinen Vergleich scheuen darf!
Finish: lang, warm mit Gewürzen, Eiche und feinem Pfeffer. Kaufen kannst du ihn hier.*
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